Dr. Michael Antosch – Abklärung und Therapie bei Rheuma
Ärztlicher Beirat der Österreichischen Rheumaliga
Rheuma, was ist das eigentlich?
‚Rheuma’ ist eine Sammelbezeichnung (ohne diagnostische Wertigkeit) für ‚schmerzhafte und funktionsbeeinträchtigende’ Zustände des Muskel- und Skelettsystems (Knochen, Gelenke, Muskel, Sehnen) unter Einschluss der sie begleitenden oder auch isoliert auftretenden Vorgänge an anderen Organsystemen. (zit. Roche Lexikon)
Konkreter spricht man von „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“.
Rheuma ist eine sehr weit verbreitete Erkrankungsgruppe. Frauen leiden etwa dreimal häufiger als Männer an entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Bereits Kinder können betroffen sein.
Rheuma führt nicht nur zu Schmerzen am Bewegungsapparat und zu steifen Gelenken, sondern meist auch zu einer Beeinträchtigung in seelischer, sozialer und finanzieller Weise.
Arthrose und Rheumatoide Arthritis (oder auch Chronische Polyarthritis genannt) gehören beide zum rheumatischen Formenkreis, werden aber unterschiedlich behandelt. Bei der Arthrose spricht man von degenerativem, bei der Arthritis von entzündlichem Rheuma.
Abklärung und Konservative Therapie bei Rheuma
Eine rechtzeitige Diagnose und der darauf aufbauende Therapie-Mix können den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen. Daher ist gerade bei rheumatischen Erkrankungen ein frühzeitiges Handeln von Bedeutung, bevor die Gelenksabnutzung unwiederbringlich fortgeschritten ist oder der nächste Rheumaschub ansteht.
Die interdisziplinäre Betreuung von Rheumapatienten hat sich bestens bewährt.
Der Patient wird vom spezialiserten Internisten und Orthopäden gemeinsam geführt und die jeweilige Einschätzung im Gespräch zusammengeführt. Der Patient profitiert von diesem Vier-Augen-Prinzip − eine frühe Diagnose und eine stadienkonforme Therapie werden gesichert.
Symptome bei entzündlichem Rheuma
- Morgensteifigkeit (v. a. der Fingergelenke)
- Schmerzen oder Schwellungen bei den selben Gelenken der beiden Körperhälften, die
immer wiederkehren - Rückenschmerzen, die in den frühen Morgenstunden auftreten und im Lauf des Tages
nachlassen - Allgemeines Krankheitsgefühl und Müdigkeit
Gerne informiere ich Sie bei Fragen in der Sprechstunde.
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Operative Therapie bei Rheuma
Individuelle Therapieentscheidung
Die Empfehlung zur Operation muss individuell an den jeweiligen Patienten angepasst werden.
Für den einzelnen Menschen steht die ärztliche Hilfe bei Schmerz und Funktionsausfall im Vordergrund. Andere Gründe für Operationen sind die Prävention von weitergehenden rheumatisch bedingten Schäden sowie – von Patientenseite immer wieder gewünscht – eine kosmetische Korrektur.
Entscheidungskriterien für Operationen
Operationen werden in der Regel erst dann in Erwägung gezogen, wenn sämtliche nicht operativen Behandlungsmöglichkeiten – von medikamentöser, physikalischer und Ergotherapie bis zu Krankengymnastik etc. – ausgeschöpft sind, das heißt, kein zufriedenstellendes Behandlungsergebnis zu erreichen ist.
Ein frühzeitiger Einsatz von Operationen ist v. a. dann empfehlenswert, wenn einzelne Gelenke massiv betroffen sind, durch die Erkrankung leiden oder bereits durch diese zerstört sind. Hingegen steht bei einem Befall vieler Gelenke meist die medikamentöse Therapie im Vordergrund.
Operative Eingriffe können prinzipiell in jedem Alter durchgeführt werden. Bei älteren Patienten, bei denen natürliche Verschleißerscheinungen der Gelenke hinzukommen oder Medikamente aufgrund des Magens oder der Nieren schlecht vertragen werden, wird die Indikation zur Operation großzügiger gestellt. Hingegen ist man bestrebt, Operationen bei Kindern möglichst zu vermeiden.
Rasche Beschwerdelinderung
Operationen haben den Vorteil, dass sie dem Patienten eine schnelle und unmittelbare Hilfestellung bieten. Zahlenmäßig steht die Versorgung mit Knie- und Hüftprothesen derzeit bei weitem im Vordergrund. Daneben sind Eingriffe an den Händen, z. B. der Fingergelenksersatz oder das Ausputzen von Sehnen und Gelenken („Synovektomie“) häufig.
Allerdings bleibt jeweils zu hinterfragen, ob dieses Ziel nicht auch mit nicht-operativen Maßnahmen zu erreichen ist. Einmal operativ sanierte Gelenke haben eine gute langfristige Prognose. Unbedingt erforderlich ist jedoch die begleitende medikamentöse Therapie durch den Rheumainternisten, da nur dadurch zufriedenstellende Behandlungsergebnisse erreicht werden können. Ob im Laufe der Zeit weitere Operationen erforderlich sind, ist in erster Linie vom Schweregrad des Krankheitsverlaufes abhängig. Hier hoffen wir Orthopäden auf die Wirkung der Medikamente, um die Erkrankung einzubremsen oder im besten Fall überhaupt zu stoppen. Dies stellt den besten Schutz der anderen Gelenke dar.
Zukünftige Entwicklungen
Durch die Zusammenführung der Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie in Österreich wird in den nächsten Jahren die Denkweise, die den mechanischen Schaden in den Vordergrund stellt, die rheumatologische Sicht zu verdrängen versuchen. Eine ehemals hochgehaltene österreichische Tradition der Wiener Medizinischen Schule geht damit verloren. Spannend ist, in welchem Fach in Zukunft die operative Rheumatologie beheimatet sein wird.
Die Patienten sind äußerst mobil geworden, letztlich entscheidet die Nachfrage über das Angebot und dessen Qualität.
Aufgabe der ärztlichen Rheumanetzwerke und der Selbsthilfegruppen ist es, hier die bestmöglichen Antworten und damit Entscheidungshilfen zu geben.
>> Österreichische Rheumaliga
>> Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie
Rheumatische Erkrankungen im Überblick
Arthrose
Die Arthrose ist die Abnützungserkrankung des Gelenkes, dabei kommt es v. a. zum Verlust des Gelenksknorpels.
Als Folge zerstörter Knorpel können die Knochen direkt aneinander reiben.
Der Patient leidet je nach Stadium unter starkem Schmerz und vereinzelt an geschwollenen Gelenken. Betroffen sind vor allem die kleinen Gelenke der Wirbelsäule, Knie, Hände, Finger und Hüfte.
Arthrose ist eine Erkrankung, die früher oder später so gut wie alle Menschen trifft.
Die genaue Ursache ist unklar. Arthrose tritt auf, wenn die Belastung der Gelenke über einen längeren Zeitraum höher ist als die eigentliche Belastbarkeit des Knorpels. Dieses Missverhältnis kann durch eine erblich bedingte Störung des Knorpels entstehen oder durch eine Fehlbelastung und nach Unfällen auftreten.
Rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis
Die Arthritis ist die Gelenkserkrankung, bei der die Entzündung im Vordergrund steht und meist den gesamten Körper betrifft. Das eigene Immunsystem greift Knochen und Knorpel innerhalb der Gelenke an, dies führt zur Zerstörung.
Arthritis hat nichts mit Überbelastung zu tun.
Bis zu zwei Prozent der Bevölkerung ist von einer rheumatoide Arthritis betroffen, sie ist damit die häufigste aller entzündlichen Gelenkserkrankungen.
Die Patienten sind oft jünger als Arthrosepatienten, vor allem Frauen ab 30 zählen zur Risikogruppe, aber auch Kinder können erkranken.
Die rheumatoide Arthritis hat unbehandelt weitreichende Folgen: Alltägliche Verrichtungen werden zum Problem. Sechs von zehn Patienten müssen schließlich ihren Beruf aufgeben.
Die juvenile Arthritis tritt bei Kindern und Jugendlichen oft in Verbindung mit einer entzündlichen Augenerkrankung auf – nur der erfahrene Facharzt stellt bei diesem Zusammenhang die richtige Diagnose. Die Krankheit kann sehr aggressiv sein und zu Deformierungen führen. Rund 1.000 österreichische Kinder unter 16 Jahren leiden an einer chronischen rheumatischen Erkrankung. Pro Jahr gibt es 150 bis 200 neue Erkrankungen.
Bei der Psoriasis-Arthritis geht eine Schuppenflechte an der Haut mit einer chronisch verlaufenden, entzündlichen Gelenkserkrankung einher, die Gelenke und Wirbelsäule angreift und langsam zerstört.
Patienten mit Morbus Bechterew leiden meist v. a. unter einer entzündlich bedingten Einsteifung der Wirbelsäule und an Gelenksschwellungen.
Kollagenosen sind entzündliche Bindegewebserkrankungen. Zu diesen zählt der Lupus, eine Autoimmunerkrankung mit Bildung von Autoantikörpern: Dabei führen Gefäßentzündungen zu Schäden an Gelenken, inneren Organen und zu Hautveränderungen.
Als Weichteilrheumatismus bezeichnet man Rheumaformen, bei dem Muskeln, Bänder und Sehnen betroffen sind.